Mein liebstes Fotothema ist ja eigentlich die „Street-Fotografie“. Seit einiger Zeit versuche ich, die Suche nach flüchtigen Emotionen nicht nur bei „Menschen in natürlicher Umgebung“ zu finden, sondern auch bei den letzten in unseren Breitengraden lebenden „wilden“ Tieren – den Vögeln.
Hoppla, ist das nicht eher „Flight-Fotografie“? Na ja, an Interaktionen und Emotionen fehlt es jedenfalls auch da nicht:
Vor ein paar Wochen entdeckte ich per Zufall einige gut getarnte Nester von Graureihern, mitten in hohen Bäumen entlang eines Fischteichs. Mein „Jagdtrieb“ war geweckt. Gezielt ließ ich mir letzte Woche einen ganzen Tag Zeit, um die Jungtiere im Nest und das Verhalten der erwachsenen Reiher zu beobachten und per Tele-Objektiv fotografisch festzuhalten.
Die Reiher fangen für ihren Nachwuchs kleine Fische im Teich des Fischereivereins – übrigens zum Ärger der Angler. Dann werden diese hastig verschlungen und in gut verträglicher Form wieder an die Jungen im Nest weitergegeben.
Bei der von mir erlebten und festgehaltenen Szene konnten es die Jungen offensichtlich nicht aushalten, bis sie mit der Fütterung „an die Reihe“ kamen. Der Vater (oder die Mutter?) wurde regelrecht attackiert – bis zum Versuch, die Beute aus dem Hals herauszuquetschen. Zunächst reagierte das Elternteil stoisch, streckte lediglich den Hals in für die jungen unerreichbare Höhe oder versuchte, sie mit seinen Flügeln zur Ruhe zu bewegen. Als die Attacken jedoch immer heftiger wurden, blieb nur eine Lösung: erst mal davon fliegen …