Für das Thema Miteinander habe ich mich getraut, bei der Sonntagsküche im Tübinger Schlatterhaus zu fragen, ob ich zum Fotografieren vorbeikommen darf. Von der Sonntagsküche bin ich als Tübingerin schon lange begeistert. Allein schon das Logo ist beeindruckend und war jahrelang in der Stadt präsent, eine Frau mit aufgekrempeltem Ärmel, die lachend ihren Bizeps zeigt.
Die Sonntagsküche verkörpert Miteinander im doppelten Sinn, das Miteinander im Team der Helfer und das Miteinander in unserer Gemeinschaft als die Idee, die dahinter steckt. Mehr Miteinander geht quasi nicht.
Ich war überrascht, wie jung das Team der Ehrenamtlichen war. Viele aus den alten Teams haben während der Coronazeit aufgehört, aber alle Lücken haben sich durch junge HelferInnen neu gefüllt. Manche können nur begrenzte Zeit mitarbeiten, beeindruckend zu sehen, dass solche Projekte trotzdem funktionieren, wenn viele bereit sind, einfach in den Zeiten mitanzupacken, in denen es ihnen möglich ist.
Es werden jeden Sonntag etwa 100 Essen ausgegeben, jeder kann kommen, niemand muss sich erklären. Möglich ist das neben der ehrenamtlichen Arbeit durch Lebensmittel- und Geldspenden. Die Gäste sind sehr gemischt, mehr Männer, aber auch Frauen, viele Ältere, aber auch Junge. Auch eine Familie mit Kindern war da. Das Essen ist frisch und lecker und wer möchte kann noch eine Tüte mit einer zweiten verpackten Mahlzeit für den Abend oder den nächsten Tag mitnehmen. Aber vielleicht genau so wichtig wie die warme Mahlzeit schien mir auch das Drumherum zu sein, der festliche Speisesaal, die harmonische Atmosphäre, mal nach seinen Wünschen gefragt zu werden und wenn es nur ist, ob man auch einen Salat möchte und welcher Nachtisch es sein soll. Viele Gäste hatten sich bemüht, sich sonntäglich fein zu machen, und wahrscheinlich ist das Sonntagsessen im Schlatterhaus für den einen oder die andere das Highlight der Woche.